Leopold Hammermüller

Schlossergehilfe. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1909    † 1943

 

Lebenslauf

Leopold Hammermüller wurde am 22.8.1909 in Wien geboren. Er arbeitete als Schlossergehilfe. 1929 trat er der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreich bei. Er war auch Mitglied der Gewerkschaft der Metallarbeiter. 1934 trat er dem auto­nomen Schutzbund und der KPÖ bei.

Mitglied einer kommunistischen Widerstandsgruppe

Leopold Hammermüller war Mitglied der kommunistischen Widerstandsgruppe bei Austro-Fiat (Wien-Floridsdorf).

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 5. 5. 1942 wurde Leopold Hammermüller verhaftet und am 12. 2. 1943 zum Tode verurteilt. Am 2.6.1943 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.

Aus dem Urteil

„Die Angeklagten, die beide in der österreichischen Motorenfabrik beschäftigt waren, haben bald nach der Gründung des Großdeutschen Reiches in ihrem Betrieb in kommunistischer Zellenbildung mitgearbeitet. Und das, obwohl sie vorher lange arbeitslos waren und erst seit der nationalsozialistischen Zeit sichere Stellung hatten. Der ledige Hammermüller verdiente sogar etwa 60. – RM netto wöchentlich! Ihre Betätigung bestand darin, dass sie eine Reihe von Monaten Beiträge zur Unterstützung von Familien verhafteter Kommunisten zahlten; sie wussten, dass das Zellenbeiträge waren. Auch haben sie hier und da, so Hammermüller etwa achtmal und [Franz] Schramek dreimal, Flugblättter zum Lesen bekommen und nach dem Lesen meist zurückgegeben. (…) so hat Hammermüller darüber hinaus den Entschluss gefasst, unseren Soldaten an der Front zersetzende Briefe zu schreiben, ihnen darin etwas von der Entrechtung des deutschen Arbeiters vorzureden und sie aufzufordern, ’nicht für eine Sache zu kämpfen, deren Sieg nur die Entrechtung der Arbeiter führe‘."

An seine Mutter, aus der Todeszelle E 42 im Landesgericht I Wien, vom 16.5.1943 (Auszug)

"Liebe Mutter! In der Zwischenzeit habe ich von dir einen Brief und von Pepi eine Karte erhalten. Aus deinem Brief konnte ich entnehmen, dass du krank warst. Du solltest dich nicht so sehr kränken wegen mir, sonst muss ich mir noch den Vorwurf machen, dass es meine Schuld ist, und finde überhaupt keine Ruhe mehr. Bitte nimm auch nicht so viele Pulver, es ist sonst nur ein Nachteil für deine Gesundheit, und die Hilfe ist doch nur vorübergehend. Wegen meiner Verurteilung bin ich etwas ruhiger geworden, denn der Schimanek und der Veischl sind beide über den Vorwurf der Parteilichkeit erhaben und wenn es zu einer Wiederaufnahme kommen soll, dann fallen ihre Worte auch ins Gewicht. Wenn ich aber trotzdem für schuldig befunden werde, dann ist es eben Schicksal..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 2, Seite 569. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenktafel, Denkmal

Sein Name steht auf einer 1946 enthüllten Gedenktafel in der Bezirksleitung der KPÖ-Penzing (Wien 14, Drechslergasse 42; jetzt Sitz d. KPÖ); ebenso auf dem 1949 enthüllten Denkmal der Firma ÖAF-Gräf & Stift in Wien-Floridsdorf, jetzt in Wien-Liesing (Brunner Straße).

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 2), Stern-Verlag, Wien
  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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